Richtlinie zu Krypto-Steuern: Do’s, Don’ts und Best Practices

2023-03-21

Die wichtigsten Punkte

  • Innovative Branchen wie Krypto bringen neue Herausforderungen für politische Entscheidungsträger und Steuerbeamte, die alte Rahmenbedingungen an neue Vermögenswerte anpassen müssen – oder sich völlig neue einfallen lassen müssen.

  • Maßgeschneiderte Steuerpolitik, die gerecht und verhältnismäßig ist und mit technisch präzisen Richtlinien einhergeht, kann sowohl der Kryptobranche als auch den Volkswirtschaften zugute kommen.

  • Die Erhebung von Steuern auf Brutto-Krypto-Trades, die Einführung von Quellensteuerpflichten für Intermediäre und die Vernachlässigung international erprobter Best Practices gelten als suboptimale Ansätze zur Besteuerung von Aktivitäten im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten.

Eine solide Steuerpolitik ist der Eckpfeiler jeder Volkswirtschaft. Die Geschichte der Steuersysteme auf der ganzen Welt legt nahe, dass eine erfolgreiche Steuerpolitik darauf hinausläuft, das richtige Gleichgewicht zwischen Effizienz und Fairness zu finden – eine komplexe Formel, die je nach wirtschaftlichem und sozialem Kontext der einzelnen Länder variiert. 

Innovative Geschäftsmodelle und Branchen stellen Politiker und Steuerbeamte oft vor neue Herausforderungen und drängen sie dazu, angemessene Regeln und Richtlinien zu entwerfen und anzuwenden. Diese neuen Rahmenbedingungen müssen Benutzern und Dienstanbietern genügend Klarheit geben, damit sie konform arbeiten und gleichzeitig die Wirtschaft durch Innovation ankurbeln können. Digitale Vermögenswerte bieten beispielsweise eine Vielzahl neuartiger Anwendungsfälle, da mit ihnen in einzigartiger Weise Werte gehalten und übertragen werden können, ohne mit traditionellen Finanzintermediären zu interagieren. Dies rechtfertigt zugegebenerweise neue Ansätze für die Besteuerung.

Dieser Blog-Beitrag legt einige allgemeine Prinzipien dar, die eine gute Steuerpolitik für den Krypto-Asset-Sektor ausmachen, und hebt einige der weltweit bewährten Verfahren sowie Fallstricke hervor, auf die bei der Gestaltung von Krypto-Steuerregeln geachtet sollte.

Do's: Ideen für gute Steuerpolitik und -verwaltung

Einführung maßgeschneiderter Rahmenbedingungen 

Do: Einführung kryptospezifischer Bestimmungen, um die gesamte Bandbreite neuartiger Aktivitäten und Transaktionstypen zu berücksichtigen, die in diesem Sektor auftreten können.

Warum: Bestehende Steuergesetze sind oft viele Jahrzehnte alt und der Versuch, digitale Vermögenswerte in diese Rahmenbedingungen einzupassen, funktioniert nur sehr bedingt.

Betonung von Klarheit

Do: Anbieten detaillierter und technisch präziser Regeln oder Anleitungen. Wenn noch keine kryptospezifischen Rechtsvorschriften verfügbar sind, sollten offizielle FAQs oder Richtlinien herausgegeben werden.  

Warum: Die meisten Menschen finden es schon seit langem entmutigend, ihre Steuern zu zahlen, und der Umgang mit Krypto-Transaktionen erhöht die Komplexität nur noch weiter. Detaillierte Regeln und Richtlinien können dabei sehr hilfreich sein.

Verhältnismäßigkeit

Do: Erhebung von Steuern und Einführung von Meldepflichten für Krypto, die der Behandlung ähnlicher Branchen (wie Finanzen und Technologie) entsprechen oder zumindest nicht belastender sind als diese.

Warum: Um zu vermeiden, dass die Innovation bei digitalen Vermögenswerten behindert wird, indem die Einhaltung der Steuervorschriften in Bezug auf Kryptowährungen kostspieliger und belastender wird als andere ähnliche Arten von Aktivitäten.

Gerechte und effiziente Besteuerung

Do: Beschränkung der Besteuerung auf realisierte Kapitalgewinne statt Transaktionssteuern, die in der digitalen Finanzbranche oft unwirtschaftlich sind.

Warum: Digitale Vermögenswerte und kryptobezogene Dienstleistungen werden üblicherweise auf ähnliche Weise betrieben wie die Finanzbranche, wo Investitionen und stark handelbare Vermögenswerte weitgehend von der Mehrwertsteuer bzw. Umsatzsteuer befreit sind. Andernfalls würden die Steuerkosten sie praktisch undurchführbar machen.

Förderung attraktiver Politik 

Do: Bessere steuerliche Behandlung von kryptobezogenen Aktivitäten als der Standard, z. B. niedrigere Steuersätze oder Befreiungen für Kapitalgewinne aus der Veräußerung digitaler Vermögenswerte.

Warum: Um Talente, Innovationen, Wirtschaftswachstum und Steuerzahler mit hoher Wertschöpfung anzuziehen. Die letzten Jahrzehnte waren geprägt von steuerlichen Anreizen für Inbound-Tech-Investitionen und Fachkräfte. Die gleichen Richtlinien sollten auf Krypto angewendet werden, die nächste Revolution im Technologiebereich. 

Wie: In verschiedenen Teilen der Welt gibt es bereits eine Vielzahl entsprechender politischer Maßnahmen. Hier sind ein paar Beispiele: 

i) Keine Kapitalertragsteuer auf den Verkauf von Krypto-Assets, für Investoren oder gelegentliche (d. h. nicht-professionelle) Trader. Diese allgemeine Politik wird beispielsweise in Singapur, Belgien, Malaysia, Hongkong und der Schweiz angewendet.

ii) Befreiung von Veräußerungsgewinnen für langfristige Beteiligungen. Deutschland und Portugal sind Fälle, in denen diese vorteilhafte Behandlung kürzlich für Krypto-Assets eingeführt wurde, die länger als 12 Monate gehalten werden.

iii) Befreiung von Veräußerungsgewinnen, wenn sie unterhalb einer Geringfügigkeitsschwelle liegen. Diese Politik wird beispielsweise von Großbritannien und Brasilien verfolgt. 

iv) Kapitalertragsteuer nur bei Konvertierung in Fiatwährung (direkt oder indirekt), d. h. Nichtbesteuerung von Krypto-zu-Krypto-Transaktionen. Frankreich, Portugal und Österreich sind Länder, die diesen Ansatz eingeführt haben.

Don'ts: Steuerpolitik, die Krypto-Innovation hemmt

Besteuerung von Bruttotransaktionen

Don't: Erhebung von Steuern auf Brutto-Kryptogeschäfte – einschließlich verschiedener Gebühren im Zusammenhang mit solchen Transaktionen – statt Besteuerung realisierter Kapitalgewinne.

Warum: Ein solcher Ansatz verursacht erhebliche (und manchmal unerträgliche) Steuerkosten für Trading-Aktivitäten. Erstens kann es sogar Gelegenheitsanleger bestrafen, die für den Verlust von Trades besteuert werden könnten – selbst wenn später Steuerrückerstattungen für solche Überzahlungen angeboten werden. Zweitens würden solche Steuern eine praktisch unmögliche Belastung für Market Maker darstellen, die typischerweise Hunderte oder Tausende von automatisierten Transaktionen pro Tag eingehen, um zahlreiche Trades mit kleinem Gewinn zu erzielen. Am Ende jeder Periode würde die Steuerschuld wahrscheinlich die Gewinne des Market Makers übersteigen. Es sind aber gerade die Market Maker, die für die Kryptowirtschaft kritische Liquidität bereitstellen. Wenn es sie nicht mehr gibt, beeinträchtigt das die Märkte. Die wichtigste Folgewirkung wäre das Abfließen lokaler Liquidität und Volumina sowie eine Zunahme der Volatilität, wodurch die lokalen Kryptomärkte effektiv erstickt würden. Eine schrumpfende Kryptowirtschaft würde Teilnehmer aus dem Markt drängen, was wiederum zu einem Rückgang der gesamten Steuereinnahmen führt.         

Diese kaskadierenden negativen Auswirkungen wurden bereits in Ländern beobachtet, in denen Transaktionssteuern dieser Art eingeführt wurden. Die zwei bedeutendsten Fälle sind die folgenden: 

  • Indonesien: Das Handelsvolumen an lokalen Kryptobörsen ging laut Daten von Coinmarketcap nach der Einführung von Transaktionssteuern auf Bruttotransaktionen (0,11 % Mehrwertsteuer und 0,1 % Einkommensteuer, von lokalen Börsen einzubehalten) im Mai 2022 um etwa 60 % zurück.

  • Indien: Das wöchentliche Handelsvolumen an lokalen Kryptobörsen fiel von den Höchstständen von ca. 800 Mio. USD auf die Tiefststände von 2 Mio. USD nach der Einführung einer Transaktionssteuer auf Bruttotransaktionen (1 % Quellensteuer) im Juli 2022 (laut Coinmarketcap).

Alternative Erwägungen: Beschränkung der Besteuerung auf realisierte Kapitalgewinne. 

Einsatz von Quellensteuerpflichten, um die Einhaltung der Vorschriften durchzusetzen

Don't: Einführung von Quellensteuerpflichten für Intermediäre wie Börsenplattformen. Obwohl es auf den ersten Blick wie ein angemessenes Instrument zur Durchsetzung der Steuervorschriften im Krypto-Bereich erscheinen mag, kann dies leicht nachteilige Auswirkungen auf die Branche haben. 

Warum: Hier sind ein paar Dinge, die schiefgehen können:

  • Wenn eine Quellensteuerpflicht auf Trades eingeführt wird, würde sie im Wesentlichen zu einer Transaktionssteuer, die die im obigen Punkt erwähnten Auswirkungen hätte.  

  • Wenn eine Quellensteuerpflicht auf andere Einkommensströme eingeführt wird, wie z. B. Mining- oder Staking-Belohnungen, besteht die Gefahr, dass sie ungerecht oder unerreichbar ist. Ungerecht, weil sie fälschlicherweise die Rechtsnatur dieser Ereignisse unterstellen könnte (z. B. die Behandlung von Einnahmen als Zinsen, die keine Zinsen sind); unerreichbar, weil es oft keinen leicht identifizierbaren Intermediär gibt, wie z. B. bei DeFi-Produkten und -Dienstleistungen.

  • Quellensteuerverpflichtungen dürften im Vergleich zu anderen Branchen im Krypto-Bereich viel schwieriger zu erfüllen sein. Ein Grund dafür ist, dass die eigentlichen Einbehalte größtenteils in Kryptowährungen erfolgen würden, während die spätere Einziehung der Quellensteuer durch den Fiskus mit wenigen Ausnahmen in Fiatwährung erfolgen müsste. Dies schafft einen zusätzlichen Konvertierungsschritt, der nicht nur eine erhebliche Komplexität mit sich bringt, sondern auch ein potenzielles Hindernis darstellt, da Fiat-Off-Ramp-Kanäle nicht immer verfügbar sind.

Alternative Erwägungen: Die Nutzung von Krypto-Berichtsrahmenwerken, die derzeit verabschiedet werden, wie z. B. das CARF der OECD.  

Falsche Ausrichtung der nationalen Steuerpolitik an (guten) internationalen Standards

Don't: Ignorieren internationaler Best Practices. Die Krypto-Steuerpolitik befindet sich noch in der Anfangsphase und wird sich voraussichtlich in den folgenden Jahren erheblich weiterentwickeln. Allerdings haben sich weltweit bereits gewisse Standards herausgebildet, die nicht ignoriert werden sollten. Ein wichtiges Beispiel ist die weit verbreitete Befreiung von Kryptowährungstransaktionen von der Umsatzsteuer bzw. Mehrwertsteuer.

Warum: Eine Abweichung von sinnvollen Richtlinien wie dieser würde ein Land wahrscheinlich in eine stark benachteiligte Position in Bezug auf die Entwicklung der Branche bringen.

Alternative Erwägungen: Die Teilnahme an internationalen Gremien, in denen technische Diskussionen stattfinden, um Best Practices und Regeln zu nutzen, die weltweit einfacher gestaltet und verwendet werden können.  

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